Samstag, 17. September 2011

Der Ernst des Lebens beginnt!

Und wieder einmal heißt es: Hallo Deutschland, Peru und so weiter!(ich arbeite an einer innovativen Begrüßung!)
Diesen Blogeintrag schreibe ich diesmal nicht zu Hause und auch nicht in Bratislava, denn ich   bin gerade per Zug unterwegs nach Zilina, um das Wochenende bei Jakub in Rajcke Teplice zu verbringen!  Aber mein Blogeintrag wird sich diesmal hauptsächlich auf meine Arbeit konzentrieren, denn ich arbeite ja jetzt schon seit 2 Wochen im Altersheim. Alles begann montags morgens in aller Herrgottsfrühe um sieben, was mir als allgemein bekanntem Frühsaufsteher natürlich besonders leichtfiel.... Ich habe es aber tatsächlich pünktlich geschafft, vermutlich aber nur, weil sich das Domov Seniorov nur eine Etage über mir befindet. Meine Schlüsselkarte war noch nicht für die Tür freigeschaltet und die Klingel hab ich auch nicht auf Anhieb gesehen, was aber auch nicht nötig war, da meine Kollegin Eva aus dem anderen, gegenüberliegenden Flur kam, um mich zu "begrüßen". Sie fragte etwas auf Slowakisch, was ich leider nicht verstanden hab und nach meinem fragenden Blick sagte sie nur: "Nemec?", also "Deutscher?". Da war es mir ein leichtes, diese anspruchsvolle Frage mit einem gekonnten "Ano" zu beantworten und schon ging die Arbeit auch mehr oder weniger los. Meine Chefin Božena oder Božka und die beiden anderen stellten sich noch kurz bei mir vor, aber das Frühstück für die Klienten wartet nicht! Also sofort ran, Brote schmieren, Tee auf die Zimmer bringen, den kleinen Wagen mit den Tabletts beladen und dann die Klienten mit dem Frühstück beliefern. Nach dem ersten Stress gabs dann eine kleine Pause zwischen Frühstück bringen und später wieder die Tablette abholen, in der es  dann die erste kleine Gelegenheit für Smalltalk gab. Wie alt ich denn wäre und so weiter. Blöd nur, dass niemand auf der Arbeit eine Sprache spricht die mir weiterhelfen würde. Bozka spricht ein bisschen besser deutsch als ich slowakisch und sonst ist noch ungarisch oder russisch im Angebot... Aber ich muss sagen, dass ich mit Slowakisch besser zurecht komme, als gedacht. Ich verstehe das Nötige, also was ich jetzt machen soll und so weiter, manchmal kann ich sogar den Gesprächen grob folgen. Und wenn meine Kolleginnen langsam mit mir sprechen, können wir uns meistens sogar unterhalten. Und das ist, was im Moment zählt, denn ich erwarte nicht von mir, dass ich nach 3 Wochen Schule fließend sprechen kann! Aber wenn die Klienten mit mir sprechen, fällt es mir sehr schwer etwas zu verstehen, vor allem bei denen, die aus Altersgründen immer wieder vergessen, dass ich kein Slowake bin. Jedoch gibt es auch ein paar Klienten, die sich bemühen, mir etwas beizubringen und sehr langsam und einfach mit mir sprechen oder sogar Deutsch sprechen, wie zum Beispiel Herr Kollar, der Deutsch quasi perfekt beherrscht. Manche können mir mit einzelnen Worten beschreiben, was ich für sie tun kann, aber meistens ist es doch eher nett lächeln und so tun, als ob ich folgen könnte. Jedoch merke ich schon in den 2 Wochen wie viel besser es mittlerweile klappt, ich lerne jeden Tag ein bisschen was. Verstehen meiner Kolleginnen ist meistens kein Problem, wenn ich den Zusammenhang kenne, aber selbst mit dem Sprechen geht es steil bergauf. Also das allernötigste hab ich soweit drauf, also muss ich mich immerhin nicht so außen vor fühlen bei meinen Kolleginnen, außer wenn die Ungarinnen unter sich sind und dann natürlich in der Muttersprache gesprochen wird. Eva und Henrietta haben aber schon angekündigt, dass wenn ich die Grundlagen des Slowakischen beherrsche, werden sie mir auch ungarisch beibringen, aber 2 Sprachen wären wohl etwas zu viel des Guten :D.
Aber zurück zur Arbeit. Wie sieht mein Tag aus? Wie gesagt, beginnt meine Arbeit morgens um sieben und endet nachmittags um halb 4 von Montag bis Freitag. Erster Programmpunkt: Frühstück(s.o.) + sämtlicher Abwasch. Der Abwasch von 24 Leuten ist doch etwas mehr als das, was man so zu hause mit 4 Leuten anhäuft! Nach dem Abwasch ist meistens eine kurze Ruhephase, es sei denn, ich muss wie heute zum Beispiel mit Eva in den Tesco einkaufen gehen oder wie am Dienstag mit einer Klientin ins Krankenhaus(dazu später mehr). Gegen halb 10 erscheint die Therapeutin Iva und dann werden alle Klienten, die wollen bzw. dazu im Stande sind, in den Aufenthaltsraum oder, je nach Wetter, nach unten auf die Terrasse. Meistens fragt Iva die Klienten und die, die es nicht alleine schaffen schiebe ich dann im Rollstuhl. Rollstuhlschieben ist nicht so einfach wie es sich anhört, vor allem in engen Krankenhausgängen! Aber ich werde schon noch einen adäquaten Level erreichen. Während der Therapie wird dann ein wenig durchgehangen und alle Vorbereitungen fürs Mittagessen getroffen, als Tisch decken, das Essen im Erdgeschoss abholen usw. Heute konnte ich meine Kolleginnen glücklich machen, indem ich den Tisch alleine gedeckt habe. Noch ist es schön, mit was für simplen Sachen ich alle zufrieden stellen kann, weil ich doch noch eine gewisse Schonfrist habe denke ich. Nach dem Mittagessen, wieder inklusive Abwasch, machen Eva und ich noch Kaffee für die Klienten und dann ist der Tag auch schon fast vorbei. Freitags gibt es scheinbar immer noch einen besonderen Programmpunkt, letzte Woche war ein Hund da(normalerweise sind es mehrere, nur die Hunde/die Herrchen der anderen waren verhindert) und heute waren es 2 Clowns, also ein bisschen Unterhaltung, obwohl ich die Clowns eher als aufdringlich und lästig empfand, nicht zuletzt, weil sie mich behandelt haben wie einen völlig Verrückten.
Ich kann aber jetzt schon sagen, dass die Arbeit definitiv nichts für zart Besaitete ist, denn zum Beispiel muss ich Klienten füttern oder war schon mehrere mal dabei, wie eine Windel gewechselt wurde etc. Das kommt dann bald auch auf mich zu denke ich, aber ich glaube, dass mir das nicht so unglaublich schwer fallen wird die Hemmschwelle
Ich muss sagen, dass die reine Arbeit nichts Besonderes ist, aber es ist gut, wirklich was zu tun zu haben und das Gefühl zu haben, gebraucht zu werden. Was die Arbeit aber so weltklasse macht, sind meine Kolleginnen und die Klienten. Ich arbeite wirklich ausschließlich mit Frauen zusammen! Die Schwestern sind wirklich eine eingeschworene Truppe, aber nach den ersten Tagen war es, von den Sprachproblemen mal abgesehen, als wäre ich auch schon lange dabei, sprich ich wurde sehr herzlich und nett aufgenommen. Ich bin natürlich in sofern auch "etwas Besonderes", dass ich der mit Abstand Jüngste und dann auch noch Deutscher bin.
Nun ein kurzes Wort zu meinem Trip ins Krankenhaus. Pani/Frau Pribelska musste zum Zahnarzt, was sich auf Anhieb gar nicht so schlimm anhört. Das Ganze nahm aber 2 1/2 Stunden in Anspruch, weil es in dem Krankenhaus drunter und drüber geht und ich zudem auch nicht wirklich folgen konnte, was so vor sich geht. Also erste Station war der Zahnarzt in der dritten Etage, wohin wir mit dem ältesten Aufzug, den ich je in Betrieb gesehen habe, gelangten. Aus irgendeinem Grund mussten wir dann doch nicht dahin, sondern erst zu einer anderen Ärztin in die erste Etage. Alle Ärzte haben nur ein Zimmer, in dem sich auch die Sekretärin befindet, also wenn Patienten sich anmelden, klopfen sie einfach am Behandlungszimmer, ganz egal, ob sich gerade jemand in Behandlung befindet, obwohl an jeder Tür das Schild "Neklopovat'!"' hängt. Von der Ärztin ging es dann wieder hoch in den dritten Stock, wo wir erstmal eine halbe Stunde warten mussten. Während der Wartezeit eröffnete Eva mir, dass sie jetzt gehen muss, ich werde schon alleine damit fertig. Zum Glück sprach der Zahnarzt ein wenig Deutsch und Englisch, sodass er mir erklären konnte, dass ich wieder runter in den ersten Stock muss, um bei der anderen Ärztin einen neuen Termin zu holen. Vorher musste ich aber erst bezahlen, weil ohne Bezahlung keine Leistung! Ich bezahlte also und zum Glück wurden mir keine Fragen gestellt, die hätte ich vermutlich nicht verstanden. Nachdem Pani Pribelska(es hört sich für mich so komisch "Frau" Pribelska zu sagen, deswegen nutze ich einfach das Slowakische und ihr lernt auch ein bisschen was!) dann ihren Termin hatte ging es zurück ins Altersheim, was sich nur wenige hundert Meter entfernt befindet, wo dann auch direkt die Arbeit zum Mittagessen auf mich wartete! Von 7 bis halb 1 war ich also im Dauereinsatz, aber es war definitiv gut, mal in einem Krankenhaus gewesen zu sein, damit ich weiß wie alles abläuft wenn ich selber mal zu Arzt muss!

In meiner Freizeit habe ich noch nicht allzu viel zu tun, da mein Freundeskreis sich im Moment noch auf Jakub und einen seiner Freunde beschränkt, aber ich denke das wird mit der Zeit besser, vor allem wenn am Montag die Schule für Jakub wieder beginnt, wird er bestimmt auch mal ein Wochenende in Bratislava bleiben und mich ein paar Freunden vorstellen. Aber Jakub hat mich jetzt schon 2 mal mitgenommen, als er sich mit seinem Freund Maroš getroffen hat. Und ich bin wirklich beeindruckt wie gut ich mich mit den beiden unterhalten kann. Also nicht auf sprachlicher Ebene, wir kommunizieren fast ausschließlich auf Englisch, sondern inhaltlich. Die beiden haben mir viel erzählt von den in ihren Augen wichtigen Problemen des Landes. Zum Beispiel, die hohen Preise für alles, trotz den niedrigen Löhnen, politisches Chaos und so weiter. Die beiden sind relativ fest entschlossen, die Slowakei nach ihrem Studium zu verlassen und in einem Land zu arbeiten, das sie nach europäischen Maßstäben angemessen bezahlt.  Ich habe auch mittlerweile jedes Einkaufszentrum der Stadt besucht, nur leider fehlt mir im Moment wenig das Geld, um bei diesen Preisen wirklich einkaufen gehen zu können :D.
Ich habe jetzt gut die Hälfte der Fahrt hinter mir und ich denke ich habe fürs Erste nochmal genug erzählt, um euch auf dem Laufenden zu halten. Das Wochenende werde ich wie gesagt bei Jakub bleiben, nächste Woche gehts dann aller Vorraussicht nach Wien zu Tony. Also zusammengefasst: Mir geht es hier immernoch wunderbar, auf der Arbeit gefällts mir auch richtig gut und auch an Wochenendbeschäftigungen mangelt es mir nicht! Ich hoffe, dass ich dann nach meinem Wochenende hier und dem Tag in Wien noch einmal genug zu berichten habe für einen neuen Post!
Also Viele Grüße aus dem Zug irgendwo zwischen Bratislava und Zilina!

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